Die beschriebene Therapie, die ursprünglich für traumatisierte Soldaten in den USA entwickelt wurde, heißt EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing). EMDR ist eine wissenschaftlich anerkannte Methode, die insbesondere bei der Behandlung von Traumata, aber auch bei einer Vielzahl anderer psychischer Störungen eingesetzt wird. Hier sind die wichtigsten Aspekte dieser Therapieform:
Was ist EMDR?
EMDR steht für Eye Movement Desensitization and Reprocessing (Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegungen). Es wurde in den 1980er Jahren von der Psychologin Francine Shapiro entwickelt und hat sich seitdem als effektive Methode zur Traumabewältigung etabliert.
Wie funktioniert EMDR?
1. Augenbewegungen: Der Patient folgt mit den Augen den Fingern des Therapeuten, die sich
hin und her bewegen. Alternativ können auch andere bilaterale Stimulationen (z. B. Klopfen oder Töne) verwendet werden.
2. Energieverlust des
Gehirns: Durch die Augenbewegungen verliert das Gehirn etwa 80 % seiner Energie, was dazu führt, dass
belastende Erinnerungen weniger intensiv erlebt werden.
3. Synchronisation der
Gehirnhälften: Man vermutet, dass die bilaterale Stimulation die Kommunikation zwischen den beiden
Gehirnhälften verbessert und so die Verarbeitung von traumatischen Erinnerungen ermöglicht.
Wirkungsweise
• Neurobiologische Erklärung: Die genaue Wirkungsweise von EMDR ist noch nicht
vollständig geklärt. Es wird
jedoch angenommen, dass die bilaterale Stimulation die Synchronisation der Neurotransmitter in den Gehirnhälften fördert und so die Verarbeitung von traumatischen Erinnerungen unterstützt.
• Psychologische
Erklärung: EMDR hilft dabei, belastende Erinnerungen zu desensibilisieren und neu zu bewerten. Dadurch
verlieren sie ihren emotionalen Schrecken und können in die persönliche Lebensgeschichte integriert werden.
Anwendungsbereiche
EMDR wird nicht nur bei Traumata eingesetzt, sondern auch bei:
• Ängsten und Phobien
• Depressionen
• Trauerbewältigung
• Anpassungsstörungen
• Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS)
• Chronischen
Schmerzen
• Psychosomatischen Beschwerden
Unterschied zur Hypnose
• Kein
Trancezustand: Im Gegensatz zur Hypnose wird bei EMDR kein Trancezustand hergestellt. Der Patient bleibt
während der gesamten Sitzung wach und bewusst.
• Aktive
Beteiligung: Der Patient ist aktiv an der Verarbeitung der Erinnerungen beteiligt und behält die Kontrolle
über den Prozess.
Vorteile von EMDR
• Schnelle
Wirksamkeit: EMDR zeigt oft bereits nach wenigen Sitzungen deutliche Verbesserungen.
• Geringere
emotionale Belastung: Durch die Desensibilisierung werden belastende Erinnerungen weniger intensiv
erlebt.
• Ganzheitlicher
Ansatz: EMDR kann mit anderen Therapieformen (z. B. Verhaltenstherapie) kombiniert werden, um die
Ressourcen des Patienten zu stärken.
Ablauf einer EMDR-Sitzung
1. Anamnese und
Zielsetzung: Der Therapeut erfasst die Vorgeschichte des Patienten und definiert gemeinsam mit ihm die
Therapieziele.
2. Vorbereitung: Der Patient lernt Entspannungstechniken und Ressourcen zur
Stabilisierung.
3. Desensibilisierung: Der Patient konzentriert sich auf die belastende Erinnerung, während
er den Augenbewegungen des Therapeuten folgt.
4. Neuverarbeitung: Die Erinnerung wird neu bewertet und in die
persönliche Lebensgeschichte
integriert.
5. Abschluss: Der Patient wird stabilisiert und erhält Übungen für zu
Hause.
Wissenschaftliche Anerkennung
EMDR ist von der World Health Organization (WHO) und vielen anderen internationalen Gesundheitsorganisationen als wirksame Methode zur Behandlung von Traumata anerkannt. Studien belegen, dass EMDR bei einer Vielzahl von psychischen Störungen wirksam ist.
Fazit
EMDR ist eine hochwirksame Therapieform, die sowohl bei Traumata als auch bei anderen psychischen Störungen eingesetzt werden kann. Durch die bilaterale Stimulation wird die Verarbeitung belastender Erinnerungen unterstützt, was zu einer schnellen und nachhaltigen Verbesserung der Symptome führt. Wenn Sie unter Ängsten, Depressionen oder anderen psychischen Belastungen leiden, könnte EMDR der richtige Ansatz für Sie sein. Vereinbaren Sie ein Erstgespräch, um mehr über diese Therapie zu erfahren und den bestmöglichen Weg für Ihre persönliche Situation zu erarbeiten.
Zitat zur Inspiration
"Trauma ist nicht das, was mit uns passiert, sondern das, was in uns zurückbleibt." – Gabor Maté. EMDR hilft dabei, diese inneren Wunden zu heilen und das Leben wieder in die eigene Hand zu nehmen.